6.1.

Kiki wird elf.
Sie ist nach wie vor eine schlechte Sportlerin. Sie rennt zwar gerne, kann aber die Beine nicht mehr spreizen und ihr Gleichgewichtsgefühl ist schlecht.
Sie besucht die fünfte Klasse bei Lehrer Grau.
Der ist bekannt und beliebt dafür, dass er sehr streng ist. Das lässt er Kiki spüren. Er verdächtigt sie, sich absichtlich „fallen zu lassen“, wenn es um Sport geht.
Kiki findet es seltsam, dass er den Mädchen in der Garderobe beim Füsse waschen im Trog zusehen will. Manchmal, wenn sie unter der Dusche stehen, kommt er auch einfach rein, um zu kontrollieren, ob sich auch wirklich alle sauber waschen. Kiki spürt, dass es nicht richtig ist. Aber sie weiss auch, dass Lehrer Grau sehr respektiert wird. Kein Kind kann es wagen, einem Erwachsenen seltsames Tun zu unterstellen.
Mehr als einmal kriegt sie Strafen, weil sie im Geräteturnen so schlecht ist. Er zwingt sie, auf dem Reck zu balancieren, was grauenvoll endet. Kiki bricht sich fast das Genick. Da ihre Knie blau geschwollen sind, bringt Yogi sie zum Arzt. Dieser regt sich auf, weil Kiki überhaupt herumgeturnt ist. Er verspricht ihr, mit dem Lehrer zu sprechen. Schliesslich ist Lehrer Grau sein langjähriger Nachbar.

Jahre später wird Kiki sich an diesen Untersuch erinnern, denn sie ist überzeugt, dass er die folgenden Ereignisse erst ausgelöst hat:
Der Arzt, seines Zeichens Nachbar von Lehrer Grau und Mitglied der Kirchenbehörde, hat also tatsächlich mit ihm gesprochen. Am nächsten Morgen rastet Grau im Unterricht total aus. Er beschimpft Kiki vor der ganzen Klasse als Lügnerin. Er bittet sie an die Tafel, wo sie die Melodie eines Liedes aufschreiben soll. Wohlwissend, dass Kiki kein Instrument spielt, gibt er ihr eine Aufgabe, der sie unmöglich gewachsen ist. Vor allen Kindern schlägt er sie auf den Hintern. Die Beschimpfungen sind unter der Gürtellinie. Kiki kriegt Angst. Sie ahnt, dass sie keine Fehler mehr machen darf. Alles wird geahndet. Er beschimpft vor allen Kindern ihre Eltern. Kiki traut sich nicht, ihrem Vater das zu sagen, weil sie fürchtet, dass dann was Schlimmes passiert und sie sich ja innerlich die Schuld an dem Desaster gibt. Hätte sie bloss besser geturnt.

Kiki schweigt also.
An einem Mittwochvormittag gibt der Lehrer Singunterricht. Auf dem Weg in den Singsaal fällt Kiki ein Papiertaschentuch aus der Hose. Der Sohn des Pfarrers weist den Lehrer darauf hin. Nach dem Unterricht heisst er sie noch da zu bleiben. Er will wissen, warum sie das Taschentuch fallen gelassen hat. Kiki ist verwirrt. Sie weiss von nichts. Er unterstellt ihr, das absichtlich gemacht zu haben. Kiki versteht nur Bahnhof. Warum sollte sie das tun?
Grau sagt, sie mache das nur, um ihre Eltern zu demütigen. Dieses Wort versteht Kiki nicht, ahnt aber Unheilvolles. Graus Stimme wird schärfer. Er tritt nahe an Kiki heran und sagt, dass sie Böses tue, damit die Menschen sich vor ihr bücken und erniedrigen müssten. Kiki ist starr vor Angst. Wird er sie schlagen?
Nein, Grau erzählt ihr, was er von ihr hält, wie böse sie ist. Und dass er am liebsten dafür sorgen würde, dass sie und ihre kleine Schwester den Eltern weggenommen würden. Er erzählt ihr, was er nun gerne mit ihr tun würde. Kiki macht sich vor Angst fast in die Hosen. Mit Mühe und Not unterdrückt sie die Tränen.
Wo ist der Vater? Warum sucht sie niemand?
Doch Grau redet unentwegt weiter. Sagt seltsame Dinge. Kiki weiss, wenn sie jetzt weint, hat sie verloren. Sie schweigt, denn sie hat Angst, dass er alle Drohungen wahr macht.

Yogi und Ursle wundern sich zwar, dass Kiki fast eine Stunde zu spät heimkommt. Sie fragen nicht, als das kleine Mädchen zitternd und bleich an den Tisch sitzt. Desirée, inzwischen sieben Jahre alt, ahnt, dass ihrer Schwester etwas Schreckliches passiert ist.
Doch Kiki sagt nichts. Sie fürchtet mehr als alles andere, dass Desirée und sie den Eltern weggenommen werden. Sie vermutet, dass es damit zusammen hängt, dass Ursle oft wütend auf sie ist.
Barbara, eine Freundin ihrer Eltern, hilft jeweils in den Ferien beim Grossputz. Sie bemerkt die Ängste des Mädchens. Eines Tages schenkt sie ihr einen kleinen Schlüsselanhänger in Form eines Turnschuhs. Sie sagt: „Wenn der Lehrer dich ärgern will, denk dran: Blos mir i’d Schue.“
Kiki trägt von da an den Schlüsselanhänger immer mit sich herum.

Sie, die immer gerne in die Schule gegangen war, fürchtet sich nun. Keiner kann es sich erklären. Doch weil Kiki nicht mehr spricht, fragt auch niemand.

5.4.

„Die nächsten Jahre werden sehr schwierig. Ursle trinkt heimlich. Ihre Wutausbrüche entladen sich an Kiki. Zwar greift Priska immer wieder ein, stellt Ursle zur Rede, doch wenn sie weg ist, wird es nur noch schlimmer. Yogi entzieht sich der Familie. Er stürzt sich in Sport und Hobby, am Wochenende ist er oft unterwegs. Manchmal nimmt er Kiki mit, im Wissen, dass er sie so der Wut Ursles entzieht.
Beim geringsten Aufmucken Kikis wird Ursle böse. Sie schlägt sie ins Gesicht, auf den Rücken oder in die Beine. Manchmal stösst sie sie gegen die Wand. Kiki rettet sich dadurch, dass sie sich zu Boden wirft und sich tot stellt. Doch das macht Ursle nur noch wütender. Sie tritt die Kleine in den Baum und in den Rücken. All das geschieht heimlich, wenn Yogi nicht da ist.

Doch an den Wochenenden geschieht etwas seltsames. Ursle öffnet sich. Sie schauen fern. Käpt’n Nemo. Fred Astaire. Gene Kelly. Leslie Caron. Sie sitzen vor dem Fernseher und die Mutter gibt den beiden Mädchen einen Einblick in ihr Seelenleben. Da ist Ingrid Bergmann in „Die Herberge zur Siebten Glückseligkeit“. Unzählige Male schauen Ursle und Kiki diesen Film. Nie ist ihr die Mutter näher als beim Teilen von Kunst.
Schnitt. Ursle trinkt. Wird wütend. Schlägt zu. Kiki weint. Manchmal treffen die Fusstritte auch die Katze.

Die Katze. Mauzi heisst sie. Schwarz-weisses Fell. Rosa Nase, rosa Pfötchen. Kiki ist überzeugt, dass sie eine verzauberte Fee ist. Manchmal, wenn Kiki weint, weil ihr von den Schlägen Rücken oder Beine wehtun, kommt sie und leckt ihr die Tränen ab. Sie schläft im Bett des Kindes, kuschelt sich an sie.

Als Kiki acht Jahre ist, erleidet sie einen Leistenbruch. Yogi bringt sie zum Arzt. Dieser stellt nicht nur den Leistenbruch, sondern eine Gelenkerkrankung im Hüftbereich fest. Kiki muss operiert werden.
Yogi hat sich der Zwischenzeit einen anderen Job gesucht. Er arbeitet als Schulhauswart in einer grossen Schulgemeinde. Dort, so hofft er, ist er immer in der Nähe Ursles und der Kinder und kann Schlimmeres verhindern.

Kiki wird von Yogi und Ursle ins Spital begleitet. Der Chefarzt begutachtet das kleine Mädchen. Ihm fallen sehr wohl ihre blau verfärbten Beine auf. Er eröffnet den Eltern, wie schwer die Erkrankung ist und dass er Kiki operieren wird. Ursle fängt an zu weinen. Sie meint, sie ertrage es nicht, wenn ihr Kind Narben habe. Der Arzt wird wütend. Er wirft ihr an den Kopf, dass sie Kiki dann in zehn Jahren im Rollstuhl herumfahren kann. Das bringt Ursle zum Schweigen.
Er fragt das Kind nach seinem Befinden. Kiki meint, es werde von den anderen Kindern „hinkende Hexe“ gerufen. Er streichelt Kiki über den Kopf und meint, das werde bald ein Ende haben.

Die Tatsache, dass Kiki krank ist, bringt Ursle nicht zur Einsicht. Die Schläge bleiben an der Tagesordnung. An einem Mittwochnachmittag, Yogi ist joggen gegangen, ärgert sich Ursle sehr über Kiki, die frech war. Bevor sich Kiki versieht, verwüstet Ursle das ganze Kinderzimmer. Kleider, Kuscheltiere, Legos, Barbies, die Bücher, alles landet auf einem riesigen Haufen. Als Kiki sie davon abhalten will, wirft Ursle sie gegen die Schranktür. Zum ersten Mal in ihrem Leben wird Kiki bewusstlos. Als sie die Augen wieder öffnet, gleicht ihr Zimmer einen riesigen Schlachtfeld. Kiki weint. Sie nimmt einen grossen Nagel und versucht, sich diesen ins Handgelenk zu schlagen. Der Schmerz ist so gross, dass sie es fast nicht mehr aushält. Sie spürt den Hass der Mutter und kann ihn sich nicht erklären.

Dann muss Kiki ins Spital. Die Hüftgelenke sollen operiert werden. Die Schmerzen sind riesig. Als sie wieder aufwacht, hängen an ihrem Bett riesige Glasflaschen, in denen sich Blut und Wundwasser sammeln. Sie kann ihre Beine nicht mehr bewegen. Ihre Füsse liegen wund. Sie versucht, sich mit Büchern abzulenken. Sie fängt an zu schreiben.
Nach drei Wochen darf sie wieder nach Hause. Sie läuft an Stöcken. Kiki bemerkt, dass Yogi mit leidet und gleichzeitig von ihr enttäuscht ist. Sie wird nie eine grosse Sportlerin sein. Sie kann nicht einmal mehr rennen.

Kikis Kindheit zerrinnt wie Sand in der Sanduhr. Sie erinnert sich an den September. In diesem Monat versucht Ursle regelmässig sich umzubringen. Manchmal trinkt sie sich halbtot. Dann muss sie sich übergeben und liegt tagelang krank im Bett. Sie nimmt Schlafmittel und Alkohol und muss sich übergeben. Dann nimmt sie Alkohol und Abführmittel. Das lässt sie noch mehr leiden.

5.3.

Eines Tages, Desirée ist mittlerweile zwei Jahre alt, sitzen sie alle, Mutter, Vater und die beiden Kinder am Esstisch. Es ist Abend, Yogi hat den ganzen Tag gearbeitet. Desirée ist schon den ganzen Tag seltsam ruhig. Sie sitzt auf ihrem Kindersitzchen. Da kippt ihr Kopf einfach zur Seite. Ursle schreit. Desirée ist bewusstlos. Kiki sieht sofort, dass etwas nicht mehr stimmt. Ursle hält das Kleinkind. Der Vater rennt zum Telefon, wählt den Notarzt.
Und dann sind sie fort.

Kiki sitzt alleine in der Wohnung und hat fürchterliche Angst. Zwar ist da die Nachbarin Frau Schmid und die alte Hexe aus dem oberen Stock. Doch Kiki weiss, dass wenn Desirée stirbt, alles zu Ende sein wird. Die Mutter würde sterben. Oder weinen. Oder einfach nicht mehr da sein. Und Papa würde noch mehr arbeiten. Kurze Zeit später stand Priska vor der Türe. Sie umarmte ihre Enkelin und setzte sich mit ihr auf deren Bett. Sie küsste ihre Stirn.

„Ach Kiki, manchmal passieren Dinge, von denen man nicht ahnt, wozu sie gut sein sollen. Man zweifelt am lieben Gott. Aber der weiss immer ganz genau, was welchen Sinn hat.“
Desirée erleidet einen Fieberkrampf. Sie wird nach St .Gallen ins Kinderspital geflogen. Die Ärzte kämpfen um ihr Leben. Ursle harrt an Desirées Seite aus. Sie fürchtet erneut um das Leben eines ihrer Kinder. Sie schaut es als Schicksal an, dass sie sie verliert. Doch Desirée überlebt.

Kiki bemerkt, dass die Mutter bei aller Liebe zu Desirée wenig Geduld mit ihr hat. Schnell einmal kriegt Kiki einen Schlag auf den Kopf, wenn sie zu laut, zu frech oder zu unordentlich ist. Kiki riecht, dass die Mutter seltsam aus dem Mund riecht. Scharf. In einem Küchenschränkchen steht ein kleines Glas roten Sirups, den die Mutter alle Stunde trinken muss. Wenn der Sirup alle ist, wird die Mutter ungeduldig. Dann kann es auch schon mal passieren, dass Kiki mit dem Kopf am Heizkörper landet.

Kiki merkt natürlich, dass nur sie geschlagen wird. Weil die Mutter aber meint, sie könne froh sein, dass es nicht mehr ist, wehrt sie sich nicht. Mittlerweile geht Kiki in den Kindergarten. Die verbeulten Knie und Arme, die Beulen am Kopf fallen niemandem auf. Kiki ist ein stilles Kind. Wenn die Schule aus ist, besucht sie jeweils ihren Bruder. Dem erzählt sie dann, wie Mama sich fühlt.
Manchmal wünscht sich Kiki auch, dass sie in dem Grab liegt und nicht Sven, weil dann die Mama wieder froh wäre. Dann fällt ihr aber ein, dass die Oma weinen würde. Und das will sie dann doch nicht.“

In jenem Moment klingelt das Telefon. Die junge Frau nimmt zögerlich den Hörer ab.
„Ja. Ich bin’s. Es ist soweit. Ich bin seit gestern hier. Komm vorbei. Bitte!“
Dann setzt sie sich wieder auf den Sessel und weint.

5.2.

„Nach Svens Tod ist alles anders. Nichts mehr scheint so schön, wie es zuvor war. Kiki bemerkt die Traurigkeit der Mutter. Einmal trifft sie sie weinend auf der grün gekachelten Toilette an. Die Mutter sitzt weinend auf dem Klodeckel. Kiki geht schweigend weg und bringt ihr einen Putzlappen, damit sie die vielen Tränen der Mutter auffangen kann. Zum ersten Mal nach Wochen lächelt die Mutter, um danach wieder weiter zu weinen.
Da die Mutter in ihrer Trauer gefangen scheint, der Vater täglich hart arbeiten geht, wird Priska zur Bezugsperson der kleinen Kiki. Mit der Oma geht sie spazieren, besucht Bäume, den Bach unten am Haus und entdeckt den zauberhaften Tintenfischbaum. Oma kennt viele Geschichten, vor allem von Heiligen. Gemeinsam gehen sie auf den Friedhof und besuchen den Bruder.
Oma meint, man könne Sven ja trotzdem täglich besuchen, auch wenn er tot ist.
Das findet die kleine Kiki gut. Manchmal bringt sie ihm Schneckenhäuser oder einen besonders schönen Stein mit. Sie kniet an seinem Grab und erzählt ihm, wie traurig die Mama ist und wie doof sie es findet, dass er nicht da ist und mit ihr spielen kann. Denn darauf hat sie sich gefreut. Yogi hat einen Baum auf seinem Grab gepflanzt und Kiki versteht schnell: Jetzt wo Sven tot ist, wird der Baum wachsen, damit sie immer weiss, wie gross ihr Bruder ist.

Ursle zieht sich zurück. Kiki beobachtet ihre Mutter, wie sie manchmal in der Küche steht, beim Abwasch und die Messer anstarrt. Eines Tages geschieht es dann. Das Abwaschwasser färbt sich rot. Kiki sieht, wie die Mutter blutet. Sie weint. Kiki schreit das ganze Haus zusammen. Ein pensionierter Nachbar bringt Ursle zum Arzt, der ihre Handgelenke wieder zunäht. Die Nachbarin von oben ruft in Yogis Firma an. Papi kommt sofort. Kiki versteht natürlich nicht, was die Mutter da getan hat. Aber sie spürt, dass etwas nicht mehr in Ordnung ist.

Ein paar Monate später ist Ursle wieder schwanger. Sie wirkt glücklich und gleichzeitig ängstlich. Was wird sein, wenn…?
Die Geburt verläuft schnell. Eine Tochter: Desirée. Die Ersehnte.
Desirée wächst gut heran. Sie ist Mutters Augapfel. Keinen Moment lässt sie das Kind aus den Augen. Oft drückt sie es an sich und sagt:
„Du bist für mich zwei Kinder.“
Desirée versteht das nicht und Kiki findet das doof.

5.1.

„Yogi und Ursle lebten wie unter einer Käseglocke. Ihr Sohn war tot. Freunde, Verwandte, Priska kamen vorbei, sorgten für die kleine Kiki. Ursle weinte stundenlang. Yogi schwieg. Seine Träume waren zerbrochen. Er konnte nicht glauben, was passiert war.
Am Abend vor der Beerdigung besucht Yogi seinen toten Sohn in der Aufbahrungshalle. Er erstarrt. Sein kleiner Sohn trägt ein Bändchen von weissen Stoffrosen um die Stirn. Es ist verrutscht. Darunter zeichnet sich der Schnitt des Gerichtsmediziners ab. Den Schädel aufgeschnitten. Die Brust aufgeschnitten. Y-Schnitt. Der kleine Körper. Für einen Moment wankt Yogi. Mit Mühe und Not kann er verhindern, dass er sich übergeben muss. Er geht an die frische Luft.
Er wird Ursle nie erzählen, was er an jenem Abend gesehen hat.

Dann der nächste Morgen. Priska, Ursle, Peter, Kiki und Yogi fahren zur Kirche. Sie sehen, wie der Totengräber mit einer weissen Schuhschachtel unter dem Arm aus der Aufbahrungshalle tritt. Yogi erstarrt. Es ist Svens Sarg. Yogi kann gerade noch verhindern, dass er in die Friedhofsmauer fährt. Er ist ganz bleich. Eigentlich möchte er den Totengräber am liebsten verprügeln, lässt es dann aber, weil er Ursle stützen muss.
Kiki ist zwei Jahre alt. Aber sie weiss sehr wohl, was gerade geschieht. Die Mama weint. Der Vater ist gramgebeugt. Oma und Opa wirken gefasst, aber müde. Kiki sieht den kleinen Sarg unter einem Berg von Blumen verschwinden. Da sind Papas und Mamas Freunde. Pate und Patin von Sven. Beide weinen. Nachbarn. Svens Körper ist nun in der Erde. Mama kniet auf dem Boden, streckt die Hände nach jenem Kind aus, dass sie noch vor wenigen Tagen in ihrem Leib geschützt hielt.“

Die junge Frau weint wieder.
„Wenn du mich nur nochmals anschauen könntest. Mir sagen würdest, was dich hindert zu gehen.“
Die Sterbende schweigt.

4.4.

Die junge Frau berührt wiederum die Hand der Sterbenden.
In jenem Moment klopft es an der Türe und die Abendschwester tritt ein.
„Ich bin die Blanca.“
Sie geht zu der Sterbenden hin und streichelt ihre Hand.
„Ich bin heute nacht für Sie zuständig.“
Die junge Frau nickt.
„Wenn Sie was brauchen, können Sie’s ruhig sagen, ja?“
Die beiden Frauen sind wieder alleine.
Die Sterbende atmet zwar noch immer regelmässig, doch ihr Kocheln ist unüberhörbar. Wasser in der Lunge. Inneres Ertrinken.
Die junge Frau hat Angst.
Im Bett auf der anderen Seite nimmt eine uralte Frau Platz.
Sie stöhnt. Alzheimer. Ab und zu brummelt sie unverständliches.
Das Nachtlicht brennt. Trotz der warmen Holzwände des Sterbezimmers friert die junge Frau. Sie nimmt eine Decke und macht es sich in einem Sessel bequem. Ihr Rücken schmerzt. Immer wieder wechselt sie die Stellung.
Die Sterbende atmet rasselnd.
Der jungen Frau kommen die Tränen. Sie schluchzt. Sie wirkt müde, kann aber nicht schlafen, vor Angst, die Sterbende alleine zu lassen.
Alleinsein. Das Schlimmste überhaupt.
Einmal in der Stunde kommt die Nachtschwester ins Zimmer. Sie hat seltsam schöne Zähne. Schwarzes, kurzes Haar, eine schneidige Stimme.
Sie dreht die Sterbende auf die Seite, um ihr die Einlagen zu wechseln, reinigt ihr Gesicht, streichelt ihre Hand.
Dann geht sie wieder. Die Stunden ziehen endlos vorbei. Doch die Sterbende geht nicht. Sie scheint gefangen zwischen den beiden Welten. Morgens um fünf ist die junge Frau so müde, dass sie zu weinen beginnt. Die Nachtschwester hört ihr Schluchzen und begleitet sie in das Bett neben der Sterbenden. Sie schiebt die beiden Betten zusammen.
Die junge Frau findet Schlaf für wenige Minuten.
Im Morgengrauen hört sie, wie die Schwester der Alzheimerpatientin Medikamente bringt.
„Ist sie noch immer nicht tot?“, will die alte Frau wissen.
Die junge Frau steht auf und geht zur Toilette. Dort muss sie sich übergeben. Weint. Sie schnüffelt an ihren Kleidern und bemerkt erst jetzt, wie übel sie riechen. Dann lächelt sie. Sie geht zu ihrer grossen Handtasche und zieht aus der Seitentasche eine frische Unterhose hervor.
Aus dem Schrank der Sterbenden zieht sie ein Badetuch hervor. Dann geht sie duschen. Für einem Moment denkt die junge Frau, dass alles so ist wie immer. Das warme Wasser beruhigt sie. Sie schwebt. Im nächsten Moment wird ihr ihre Lage bewusst. Sie weint. Sie presst ihre Stirn an die Badezimmerkacheln und weint einfach.

In der Zwischenzeit haben die Schwestern das Zimmer etwas gelüftet und die Sterbende gepflegt. Die zwei Schwestern sind blutjung, keine 25 Jahre alt. Beide haben sie Tränen in den Augen, als die junge Frau kommt.
„Ist sie?“
Sie winken ab.
„Wir haben ihr jeweils die Fingernägel maniküriert. Sie hatte daran so Freude. Sie ist ja soviel jünger als all die anderen Patientinnen.“
Die junge Frau nickte. Die Sterbende war Mitte 50. Kein Alter zum Sterben. Mit Mitte 50 kriegt man Enkel, keinen Sarg.
Bei diesen Gedanken steigen der jungen Frau gleich wieder die Tränen in die Augen.
Die beiden Schwestern verabschieden sich von der Sterbenden und der Tochter und verschwinden. Auch die Alzheimer-Patientin ist fort. Die beiden Frauen sind wieder alleine.

4.3.

Yogi war so stolz auf Sven.
Was dann geschah, ist schwer zu beschreiben. Ursle verlangte am dritten Tag nach Sven, der in der Säuglingsstation lag. Doch die Schwestern hatten keine Zeit und vertrösteten sie. Angetrieben von einem seltsamen, bisher unbekannten Gefühl, wurde Ursle immer ungeduldiger. Sie wusste, er verlangte nach ihrer Brust. Er brauchte sie. Sie klingelte nach der Schwester. Niemand redete gross mit ihr. Sie wusste, irgendetwas Furchtbares war passiert.

Dann wurde sie geholt. Die Ärzte sassen in einem grossen Raum, den sie später als hellen Zimmer mit langem Tisch beschreiben würde. Sie sahen ernst drein. Ursle wurde noch unruhiger.
„Ich will zu meinem Sohn.“
Der älteste Arzt hob die Hand.
„Sie müssen sich jetzt erst mal setzen.“
Ursle wurde zum Tier.
„Ich will wissen, was hier gespielt wird.“
Die Schwester hinter ihr berührte sie sanft am Arm.
Der Arzt räusperte sich.
„Ihr Sohn lebt nicht mehr. Er ist tot. Wir haben alles versucht, aber…“
Ursle schrie wie am Spiess. Es war wie ein grosser Albtraum.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?“
„Er ist einfach gestorben.“
„Er war doch gesund!!!“
„Wir vermuten, es lag an ihrem Rauchkonsum.“
Ursle brach zusammen. Jahre später würde sie sagen, dass sie sich von da an an nichts mehr erinnern konnte bis zur Beerdigung.

Yogi kam an jenem Tag nur kurz nach Hause, um sofort zu Ursle zu gehen. Das Telefon klingelte und eine septische Stimme forderte ihn auf, so schnell wie möglich ins Spital nach Frauenfeld zu fahren.
Das tat Yogi, denn auch er ahnte, dass etwas Furchtbares passiert war.
Als er auf der Wöchnerinnen-Etage aus dem Lift stieg, fiel sein Blick auf den Balkon zur linken Hand. Auf dem Balkon, gelehnt über die Brüstung, konnte er Ursle sehen. Sie wirkte mehr wie ein Geist, denn ein Mensch. Sofort ging er zu ihr hin.
„Was um Gottes Willen ist geschehen?“
Ursle blickte ihn aus leeren, verweinten Augen an.
„Er ist tot.“
Yogi schluckte leer.
„Nein.“

Yogi rannte wie ein Irrer ins Schwesternbüro. Eine junge Schwester blickte ihn erstaunt an.
„Ja?“
„Was ist meinem Sohn Sven?“
Die Schwester räusperte sich, blätterte etwas unmotiviert im Aktenschuber herum und wurde bleich.
„Da muss ich die verantwortliche Schwester holen.“
Dann war sie weg.
Yogi holte Ursle und brachte sie in ihr Zimmer. Ihre ganzen Sachen waren bereits gepackt. Ihre Kleider säuberlich verräumt, ebenso die Babysachen.
„Was ist hier verdammt nochmal los?“

Endlich war auch die andere Schwester da und versuchte, ihn zu besänftigen.
„Wir haben ihre Frau extra allein in ein Zimmer getan, bis sie sie abholen kommen.“
„Was ist mit meinem Sohn?“
„Er ist leider tot.“
„Aber er hat doch heute noch gelebt. Wie soll das gehen?“
Er schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen. Ihm war, als würde sich unter seinen Füssen ein endloser Abgrund auftun. Sein Sohn war tot.
„Ich will ihn sehen.“
„Das geht jetzt nicht.“
„Ich will ihn sehen!!“
Die Schwester hiess ihn zu warten. Doch das machte Yogi nur noch wütender.
Er folgte ihr nach, als sie eilig davon ging, den Gang in der Abteilung nach ganz hinten in den Abstellraum.
Dort lag sein Sohn. Yogi sah den kleinen, zugedeckten Körper sofort.
Er schloss die Augen.

Vergessen, was der Arzt sagt. Todesursache unbekannt. Bitte nicht zerschneiden. Bitte ganz lassen Er ist doch noch ein Baby. Der Arzt nickt.

4.2.

„Ursle gewöhnte sich nur schwer an Kikis Geschrei. Die Kleine weinte beim Aufwachen, beim Schlafengehen, beim Essen und beim Baden. Die Kinderkrankenschwester, die die Familie betreute, eine ältere Frau mit grauem Haar, Dutt und einer dicken Brille über gütigen Augen, sah, wie sehr die Mutter darunter litt. Sie nahm Yogi auf die Seite und sagte ihm: „Nehmen Sie das Kind beim Duschen mit, damit es immer die Haut seines Gegenübers spürt. Dann hat es weniger Angst.“
Yogi befolgte diesen Rat und innerhalb kurzer Zeit weinte Kiki weniger.
Doch eines Abends, Yogi hatte den ganzen Tag auf der Baustelle gearbeitet, warf er beim Nachhausekommen einen kurzen Blick auf die kleine Kiki in der Wiege. Er erstarrte. Die Kleider des Kindes waren von Asche bestäubt, Brandlöcher im Stoff und Verbrennungen am Oberkörper. Yogi schäumte vor Wut und stellte Ursle zur Rede. Diese weinte nur.

Einige Zeit später war Ursle wieder schwanger. Die kleine Kiki war mittlerweile zwei Jahre alt. Die Kleine liebte es, den Kopf an den wachsenden Bauch der Mutter zu halten und zu horchen, wie sich das Geschwisterchen bewegte. Manchmal spürte Kiki sogar kleine Fusstritte. Das fand sie besonders komisch.
Priska besuchte Ursle jeden Mittwoch. Sie nahm extra frei, um Enkelin und Tochter zu sehen. Oft sassen sie gemeinsam im Garten, unter der grossen Trauerweide und der Buche. Yogi hatte ein Cheminée gebaut, einen grossen Kaninchenstall und Volièren für seine Hühner und Ziervögel. Ursle, Priska und Kiki sassen an ihren Mittwochnachmittagen auf Liegestühlen herum und genossen die Sonne.

Am Sonntag, dem 16. September 1979 bekam Ursle Wehen. Am nächsten Nachmittag, um halb vier, kam ihr Sohn Sven auf die Welt. Sven war, anders als Kiki, gesund. Er sah prächtig aus. Im Gegensatz zu ihrer ersten Geburt fiel Ursle diese sehr leicht. Sie hatte praktisch keine Schmerzen.

4.1.

Die Hochzeit war turbulent. Es war Frühling. Die Apfelbäume blühten. Die reformierte Kirche des kleinen Örtchens Lustdorf wirkte archaisch. Priska hatte bis zuletzt protestiert, dass ihre Tochter reformiert heiratete. Sie stritt sogar mit Yogi, dem sie Verletzung der alten Traditionen vorwarf. Aber Yogi liess nicht mit sich reden. Er war reformiert erzogen worden und hasste den Katholizismus, fand nur Spott und Häme dafür.

Später feierten sie alle im Gasthaus. Priska hatte zur Überraschung aller ein symbolisches Geschenk organisiert: ein Glücksferkel. Dass das Ferkelchen mittlerweile ein halbes Jahr alt war und dazu fett und riesig, brachte alle zum Lachen. Priska brauchte einen Schnaps. Sie tranken. Sie feierten. Sie lachten. Noch wussten sie alle nicht, was sie später erwarten würde in ihrem Leben.

Ein paar Monate später, Ursle war schwanger, bekam sie Bauchweh. Sie waren gerade dabei, die Wohnung zu wechseln, als sie spürte, dass sie das Kind verlor.Einfach so. Ursle sass da und weinte, inmitten von Blut.

Die nächsten Jahre waren geprägt von den Hoffnungen der Mütter der beiden, die sich baldmöglichst Enkel wünschten. Doch Ursle wurde nicht schwanger.
Fast drei Jahre dauerte es, bis es wieder soweit war. Sie freute sich riesig, denn Yogi und sie hatten geplant, dass das Kind am 7.7.77 die Welt erblicken würde. Der Sommer in jenem Jahr war heiss. Das bekam auch Ursle zu spüren, die unter der Last ihres Bauches litt. Der siebte Juli ging vorüber, doch sie hatte nicht einmal Wehen. Ursle wurde ungeduldig. Stundenlang marschierte sie mit Yogi um den Wiler Weiher, wo sie selber vor 26 Jahren das Licht der Welt erblickte. Vier lange Tage später gebar sie ihr erstes Kind, ein Mädchen, genannt Kiki. Yogi blieb an Ursles Seite, auch während der Geburt und er war der erste, der die kleine Kiki badete und in den Händen halten durfte. Ihre grösste Sorge war, dass die Kleine nicht gesund sein könnte oder gar ein Feuermal im Gesicht haben könnte. Kiki war jedoch makellos schön. Einzig ihre Beine sahen etwas seltsam aus, gummiartig schwappte das rechte jeweils hin und her.
Ursle fühlte sich gleichzeitig glücklich, als auch betroffen. Nie mehr würde sie unbeschwert einfach leben können, jetzt wo das Kind da war. Wie würde es werden, wenn Ihre Tochter erwachsen war? Was würde sie einmal lernen?

Yogi war ebenfalls überglücklich. Kaum war Ursle mit der Kleinen wieder zu Hause, lud er alle seine Arbeitskollegen zu einem Bier ein. Als er nachts um zwei in die Wohnung zurückkehrte, war er leicht angeheitert. Gemeinsam mit ein paar ganz treuen Freunden trat er in Kikis Kinderzimmer. Sie sangen ihr ein Schlaflied. Was Yogi nicht wusste, war, dass Kiki erst um halb zwei Uhr nachts Ruhe gegeben hatte, was Ursle halb in den Wahnsinn getrieben hatte. Aufgeweckt von den klingenden Stimmen der ungeübten, aber durchaus motivierten, Sänger, schrie sich die Kleine aufs Neue die Lunge aus dem Leib. Ursle war sauer. Sie verbot Yogi und seinen Freunden, jemals wieder ein Lied für Kiki zu singen.“

Die junge Frau lächelte.
Sanft streichelte sie die Hand der Sterbenden und küsste sie.

3.3.

Ein paar Jahre später, Ursula arbeitete mittlerweile in einem anderen Restaurant, trat eine Gruppe von vier Soldaten in die Wirtsstube. Der erste war gross wie ein Bär, der zweite hatte rotes Haar, der dritte sprach Berndeutsch und der vierte, ein Bärtiger, hatte sehr sinnliche Lippen. Er fiel ihr sofort auf, was wohl auch daran lag, dass sie Männer mit Bart einfach liebte. Die Männer waren guter Laune. Yogi, der Bärtige redete nicht allzu viel, doch was er sagte, fand sie sehr schön. Er flirtete mit ihr, warf ihr hin und wieder einen Blick auf den wohlgerundeten Po und ihre Oberweite zu.
Ursula war sich mittlerweile die Blicke der Männer gewohnt. Doch dass Yogi so lieb schaute, fand sie süss. Sie servierte den Soldaten Bier, nahm die Bestellung fürs Essen auf. Die Männer scherzten, lachten. Sie lachte mit, sah Yogi an. Bemerkte seine grün-braunen Augen. Seine grossen Ohren. Seine Stimme. Sanft, wie eine Feder.

Ein paar Tage später kamen sie wieder. Yogi war wieder mit dabei. Er schenkte ihr Militär-Schokolade. Sie lächelte. Ihr langes, dunkelbraunes Haar glänzte in der Sonne. Sie waren jung. Mein Gott, was war schon dabei? In Amerika liefen die Hippies nackt herum.

Yogi war zurückhaltend. Kein Frauenheld. Sie bemerkte, dass er in seiner Brieftasche doch einige Fotos von anderen jungen Frauen aufbewahrte. Keine sah jedoch so gut aus wie sie, dessen war sich Ursula sicher. „Ursle“ nannte er sie. Sie mochte es. Der erste Kuss schliesslich, ein Traum. Eine Umarmung. Schnell. Sich hingeben. Ekstase.

1974 heirateten sie. Uschi und Yogi. Peter mochte zwar seinen Schwiegersohn nicht besonders, aber das war ja nichts neues. Keiner war für sein Urseli gut genug. Yogi hatte eine Lehre als Landschaftsgärtner begonnen, als sein Vater, ein Landwirt, plötzlich schwer krank wurde. Ohne zu zögern beendete Yogi, der den Hof der Familie mehr als alles andere liebte, seine Lehre. Er besorgte den Stall, mit den Schweinen, erntete Äpfel und Zwetschgen und half seinen Eltern. Nachdem sich der Vater wieder langsam erholt hatte, nahm Yogi eine Stelle auf dem Bau an. Er reiste bis nach Australien. Aber das Heimweh nach den sanften Thurgauer Hügeln zog ihn wieder nach Hause. Er hielt es kein Jahr in der Fremde aus.

Im WK lernte er schliesslich Ursle kennen. Ursula, die Bärin, eine gross gewachsene Frau mit schulterlangem, dunkelbraunem Haar, dunkler Haut und Augen wie Bernstein. Sie war offen, witzig und blickte ihn an, als wäre er der Schah von Persien. Er war sofort verliebt in sie. Seine Eltern, Ida und Hermann, warnten ihn. „Eine Serviertochter, wohin soll das führen? Ein lockeres Frauenzimmer? Du brauchst doch eine bodenständige Frau!“
Yogi liess dies nicht gelten.
Auch nachdem er Ursles Vater Peter kennen gelernt hatte, hielt er trotzdem an ihr fest. Ihr zuliebe macht er sogar Schluss mit Rosmarie, einem Mädchen aus seinem Dorf. Rosmarie hatte er eigentlich heiraten wollen, weil sie so gut kochen konnte und ihr Haar so fein duftete. Er tat es nicht. Stattdessen klebte er einen Zettel auf ihren VW. worauf er ihr mitteilte, dass er nicht mehr ihr Freund sei. Rosmarie liess nichts mehr von sich hören.

Das Leben mit Ursle war abwechslungsreich. Mit ihr wurde es nie langweilig, ganz egal, ob sie kochte oder sie mit einem befreundeten Pärchen Monopoly-Nächte durchfeierten. Ursle liebte das Leben, die Liebe.“

Die junge Frau warf einen Blick auf die Sterbende, die für den Moment ruhig zu atmen schien. Sie berührte ihre Hand.
„Schlaf.“