Ursula verbrachte viel Zeit bei ihrer Grossmutter Berta. Diese liebte ihre erste Enkelin von ganzem Herzen. Die kleine Ursula strahlte immer, wenn sie ihre Oma sah. Berta war inzwischen kugelrund geworden, ihr langes Haar hatte sich weiss verfärbt und sie trug eine Brille.
Peter arbeitete noch immer im Toggenburg in einer Spinnerei. Durch den langen Arbeitsweg sahen sich die Eheleute nur selten. Da sein Vater ebenfalls im Toggenburg lebte, drängte er seine Frau immer wieder einmal, doch in dessen Nähe zu ziehen. Priska konnte ihren Schwiegervater und dessen frisch angetraute zweite Frau nicht leiden.
Heinrich sah auf Priskas Familie herab, fand, sein einziger Sohn hätte unter seinem Stand geheiratet. Schliesslich, so seine Sicht der Dinge, war er es gewesen, der damals im Städtchen den Krieg ausgerufen hatte.
Rosa, seine Frau, hatte während des Krieges mit ihrem ersten Mann in Berlin gelebt. Sie wirkte weltmännisch und fand das Toggenburg und seine Bewohner ziemlich spiessig. Rosa fand es auch ziemlich seltsam, dass Peter seine Frau selten sah. Als erfahrene Frau vermutete sie, dass Priska ihren Mann betrügte. Dies erwähnte sie bei jeglichen Treffen mit Peter, sogar wenn Priska daneben sass.
Priska ertrug ihre Stiefschwiegermutter nur schlecht und weinte sich regelmässig bei ihrer Mutter aus. Berta verstand es immer, ihre jüngste Tochter zu trösten.
Zusammen mit Berta besuchte Ursula jeweils die Beichte in der Kirche. Manchmal ging sie auch alleine zum Kapuzinerkloster, da einige der Mönche auch als Lehrer arbeiteten. Staunend lief sie durch die Kapelle. Einer der Mönche sah das kleine Mädchen und begrüsste es freundlich. Es gab ihm die Hand. In jenem Moment schnalzte der Mönch und liess sein künstliches Gebiss klappern. Die kleine Ursula rannte schockiert davon und war während Monaten nicht mehr davon zu überzeugen, mit ins Kloster zu kommen.
Als Ursula neun Jahre alt wurde, beschloss Peter, zurück ins Toggenburg zu ziehen. Er hatte genug von den Unterstellungen seiner Stiefmutter und den Vorwürfen seines Vaters. Priska ging mit, obwohl sie wusste, dass die Trennung von Ursula ihrer Mutter das Herz brechen würde. So zogen sie nach Ebnat-Kappel. Priska kannte keine Menschenseele in jenem Dorf, arbeitete aber weiterhin in Wil. Dies trug nicht unwesentlich dazu bei, dass die Stiefschwiegermutter keinen guten Faden an ihr liess.