8.1.

Ursles Alkoholkrankheit ist unübersehbar. Kiki leidet darunter, dass sie der Mutter nicht helfen kann und die sich keine Hilfe sucht. 1998 geht sie zur Alkoholberatungsstelle, damit sie Hilfe für ihre Mutter bekommt. Die Therapeutin, eine Deutsche, sagt ihr als erstes:
„Sie können nur sich selber helfen.“

Während sechs Jahren besucht Kiki nun eine Therapie. Sie arbeitet ihre Traumata auf. Sie verarbeitet den Verlust ihres Bruders, die Gewalt, den Missbrauch, die Angst und letztlich den Verlust ihrer Familie und vor allem ihrer Mutter.“

Priska und Kiki harren geduldig und gemeinsam am Bett von Ursle aus.
Sie atmet zwar noch, aber immer seltener. Um zwölf Uhr mittags kommt Schwester Klara. Sie ist erfahren und kennt sich aus mit Sterbenden. Klara ist Österreicherin. Sie untersucht Ursle.
Der Atemaussetzer dauert mehrere Minuten. Berührt steht Klara zwischen Priska und Kiki.
„Ich glaube, ihre Mutter und Tochter macht sich auf zu gehen.“
Sie warten zehn Minuten.
Plötzlich sackt Klara bewusstlos zu Boden. Ursle atmet wieder.
Eine Schwester muss Klara herausbringen.
Kiki muss grinsen.
„Ist das einer deiner Spässe, Mami?“
Ursle gibt keine Antwort.

„Kiki grenzte sich von ihrer Mutter ab. Sie konnte es nicht mehr mitansehen, wie sie sich zugrunde richtete. Sie war fest überzeugt, dass sie die Liebe zu ihrer Mutter erkaltet war. Da war zwar kein Hass, sondern nur noch Gleichgültigkeit.
Dies änderte sich auch nicht, als Desirée krank wurde.
Desirée war mit 17 ebenfalls in die Romandie gezogen. Dort hangelte sie sich von Job zu Job, von Mann zu Mann. Sie lernte einen Beruf, dann verlor sie ihre Anstellung. Desirée begann zu kiffen. Was genau sie dazu trieb, bleibt schleierhaft.

Kiki erinnert sich an Weihnachten 2006. Das Telefon klingelt. Desirée ist dran. Sie will wissen, ob sie sie in Fribourg abholen kann. Kiki ist etwas genervt. Sie ist bei ihrem Freund und dessen Familie eingeladen und hat nicht wirklich Lust, 300km zu fahren. Sie lädt die Schwester zu sich ein, bittet sie aber, den Zug zu nehmen. Desirée wird wütend, dann traurig. Sie fleht sie an, sie selber abzuholen, da sie unter Beobachtung stehe. Sie erzählt ihrer Schwester, dass man sie zur Prostitution zwinge. Kiki meint, sie solle die Polizei alarmieren. Das will Desirée nicht. Diese steckten mit den Verbrechern unter einer Decke. Kiki schwant böses. Sie vermutet, dass ihre Schwester unter einer psychischen Erkrankung leidet. Dies bestätigt sich, als Desirée ihr erzählt, dass sie nichts mehr essen und trinken darf, da alles vergiftet sei.
Kiki bittet ihre Schwester, sofort in eine Notfallpsychiatrie zu gehen. Sie versucht ihr zu erklären, dass sie sehr krank ist und sie sofort ärztlicher Hilfe bedarf. Desirée hängt wütend auf.

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